Presse-Echo

Brugg: Die Stiftung Tierbotschafter ist aktiver denn je – trotz weniger Spenden

 

«Hinschauen, wo mein Herz höher schlägt»

 

Die Stiftung von Brigitte Post kastriert und impft streunende Tiere in aller Welt. Über 3000 Hunden und Katzen hat sie damit im vergangenen Jahr geholfen.


General Anzeiger Brugg 17. April 2025 / Beitrag von Marco Lethinen

Brigitte Post ist nicht allein zuhause an diesem Morgen in Brugg. Der Gast wird auch von den Hündinnen Melli und Roda empfangen. Während Melli freudig herumspringt, begegnet Roda dem Eindringling mit einem leisen Knurren aus dem Nebenzimmer. «Roda ist erst seit einigen Tagen bei mir und noch ziemlich traumatisiert», sagt Post. «Ihre Mutter wurde auf der Strasse vergiftet. Melli haben wir hingegen schon seit 2 Monaten. Sie hat sich extrem schnell an die neue Umgebung und die Menschen gewöhnt.» Melli kommt aus Rumänien, die verängstigte Roda aus Bulgarien.

Dass Brigitte Post leidende Hunde von der Strasse in die Schweiz holt, ist eher die Ausnahme. Die Hauptaufgabe ihrer Stiftung sei nicht, streunenden Hunden und Katzen ein neues Zuhause zu geben. «Das ist für die einzelnen Tiere natürlich schön, packt das Problem aber nicht bei der Wurzel. Innert kürzester Zeit sind die nächsten Tiere auf der Strasse.» Die beste Methode, den Hunden und Katzen zu helfen, sei nachweislich, sie zu kastrieren und gegen Tollwut zu impfen und danach als Platzhalter in ihr angestammtes Revier zurückzubringen, so Post. «Das verhindert auf natürliche Weise den Zuwachs auf der Strasse und die Ausbreitung von Seuchen – wie diverse Studien belegen.»

Transparente Strukturen sind wichtig

Die Brugger Stiftung Tierbotschafter setzt ganz auf diese beiden Pfeiler. Im vergangenen Jahr hat sie weltweit 3230 Tiere in neun Ländern kastriert und geimpft, davon 1165 Hunde und 2065 Katzen. «Wir müssen als Stiftung ganz genau Buch halten, um vertrauenswürdig zu bleiben», sagt Post. «Klare und transparente Strukturen sind wichtig, ebenso ist es essenziell, treuhänderisch mit den Spenden umzugehen. Zudem sind wir revisionspflichtig und der eidgenössischen Stiftungsaufsicht unterstellt». Die Stiftung hat vollständige Listen von den behandelten Hunden und Katzen sowie Fotos von jedem einzelnen Tier, dem geholfen werden konnte.  

Am aktivsten war sie im vergangenen Jahr in Marokko, wo rund die Hälfte der Ausgaben hinfloss. Zudem wirkte sie in Brasilien, Malta, Thailand, Sri Lanka, Spanien, Rumänien und der Dominikanischen Republik. Dies sind alles Projekte von EinzelkämpferInnen – meist ausgewanderte Schweizer oder Deutsche. Sie arbeiten dabei eng mit den lokalen Tierschützern, Behörden, Tierärztinnen und der Bevölkerung zusammen. 

«Wir haben im vergangenen Jahr so viele Kastrationen vorgenommen wie noch nie», sagt die Präsidentin der Stiftung. Das sei eine tolle Entwicklung, aber: «Die Spenden sind in den letzten Jahren zurückgegangen. Das stellt uns vor grosse Herausforderungen.» Rund 74 000 Franken waren es 2024, drei Jahre zuvor noch 129 000 Franken. «Wir haben treue Spenderinnen, die uns seit Jahren unterstützen. Aber wegen der steigenden Lebenshaltungskosten in der Schweiz hat die Bereitschaft zu spenden allgemein abgenommen.»

Gründung vor 13 Jahren

Brigitte Post, die selbst seit Jahrzehnten Hunde hat, gründete die private Stiftung vor 13 Jahren. «Ich führte eine erfolgreiche Marketing-Agentur. Und als ich kürzertreten wollte, hatte ich das Bedürfnis, etwas Sinnvolles zu tun und dort hinzuschauen, wo mein Herz höherschlägt, bei den Tieren», erzählt sie. «Ich investierte 50 000 Franken und gründete die Stiftung Tierbotschafter.ch.» Seither sind drei Frauen im Stiftungsrat: die etablierte Tierschützerin und Tiervermittlerin Magda Muhmenthaler, die Tierärztin Stephanie Ruge und Brigitte Post. Sie alle arbeiten ehrenamtlich. «Und wir wissen natürlich, dass wir das Problem der streunenden Tiere mit unseren Aktivitäten nicht aus der Welt schaffen können. Wir haben viel zu wenig finanzielle Mittel und Manpower, um global wirklich etwas bewegen zu können. Aber an den Orten, an denen wir genau hinschauen und etwas bewirken können und seit Jahren erfolgreich sind, werden wir das weiterhin tun.»

Das Interview ist vorbei. Melli verabschiedet den Gast mit wedelndem Schwanz, Roda ihrerseits streckt kurz die Schnauze aus dem Nebenzimmer – und knurrt leise. In einigen Monaten dürfte auch sie ihren Glauben an die Menschheit allmählich wiedergewonnen haben.